Herausforderung Lieferketten

Sichere Handelswege und stabile Lieferketten sind notwendige Garanten für die Arzneimittelversorgung der Patientinnen und Patienten in Deutschland und Europa. Dabei geht es nicht nur um fertige Arzneimittel, sondern auch um Vorprodukte, die hierzulande von der Pharmaunternehmen verarbeitet werden. Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie weit die internationale Verflechtung der Lieferketten vorangeschritten ist. Die pharmazeutische Industrie ist eine global aufgestellte Branche mit internationalen Wertschöpfungsketten. Diese waren in den Anfängen der Pandemie angespannt.

Es gibt nach dieser Erfahrung Stimmen aus Wirtschaft und Politik, die nach mehr nationaler Souveränität verlangen und somit für eine verstärkte Rückholung der Arzneimittelproduktion ins Inland argumentieren. Ist das der richtige Weg, um die Versorgungssicherheit zu stärken? Und warum werden Medikamente überhaupt im Ausland produziert?

Attraktives Ausland

In China und Indien werden vor allem patentfreie Medikamente, sogenannte Generika, produziert. Der Grund: Die Produktion von Generika ist in Europa in der Regel nicht ausreichend kostendeckend möglich. Auch immer weniger Grundstoffhersteller produzieren in Deutschland. Seit dem Jahr 2000 haben China und Indien ihren Marktanteil bei der Wirkstoffproduktion auf fast 60 Prozent verdoppelt. Der Schwerpunkt liegt auf einfachen Molekülen und großen Volumina.

Aus Asien, aber auch aus der Schweiz, den USA und den Niederlanden importieren deutsche Hersteller Hilfs- und Wirkstoffe sowie Fertigarzneien – sei es aus eigenen Werken oder von lokalen Zulieferern und Lieferanten. Hintergrund ist der massive Preisdruck, den die deutschen Krankenkassen unter anderem mit Rabattverträgen auf die Pharmaunternehmen ausüben.

Pharma-Fakt

der Wirkstoffproduktion befinden sich in Asien.

Quelle: Pro Generika

Abhängigkeiten verringern

Eine zu hohe geografische Konzentration von Produktionsstandorten schafft starke Abhängigkeit und erhöht das Risiko von Versorgungsengpässen. Ein Weg, die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung weiter zu nutzen und Risiken zu senken, liegt deshalb in einer breiteren Streuung der Produktionsstandorte. Fällt ein Werk an einem Standort aus, kann ein anderes den Wegfall kompensieren. Neben den Herstellern ist jedoch auch die Politik gefragt.

Heimische Standorte als Qualitätsgaranten stärken

Denn auch vor der eigenen Haustür muss etwas getan werden, damit die Patientinnen und Patienten durch Ärzte und Apotheken auch in Zukunft reibungslos mit Medikamenten versorgt werden. Denn Deutschland und Europa sind wichtige Pharma-Produktionsstandorte – das gilt vor allem für die Herstellung neuartiger, komplexer Arzneimittel. Dafür gibt es gute Gründe: die Nähe zur Grundlagen- und angewandten Pharmaforschung, die gut ausgebildeten Fachkräfte und der hoch spezialisierte Maschinenbau. Arzneimittel – darunter auch viele versorgungsrelevante Medikamente – werden also vor allem wegen des nötigen Know-hows in Europa produziert.

Deshalb sollte die Produktion von Medikamenten auch in Deutschland und Europa wirtschaftlich möglich sein. Die Voraussetzungen dafür kann die pharmazeutische Industrie nicht allein schaffen. Wichtig ist, durch geeignete Rahmenbedingungen Deutschland und Europa als Produktionsstandorte für Unternehmen jeder Größe attraktiver zu machen. Hier ist das Zusammenspiel aller Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gefragt.

Ihre Meinung: Wie wichtig ist eine eigene leistungsfähige Pharmaindustrie in Deutschland und Europa?

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