Circularity – Wege zur Null

Wie können wir eine echte Kreislaufwirtschaft erreichen und welche Herausforderungen
gibt es?
Darüber diskutierten Studierende am 14.06.2022 bei der digitalen Veranstaltung „Circularity – Wege zur Null“ von „Ihre Chemie“ in Kooperation mit der TU Berlin und der RWTH Aachen.

Bevor die Studierenden ihre Ideen und Meinungen in Workshops austauschen konnten, bekamen sie als Einstieg ins Thema interessante Impulse von Expert:innen: Professorin Dr. Vera Susanne Rotter von der TU Berlin, Professor Dr. Peter Letmathe von der RWTH Aachen, Philipp Kleemann von der Beiersdorf AG und Dr. Nina Fechler von Evonik Industries AG sorgten mit unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema Kreislaufwirtschaft für die angemessene Bandbreite.

Input aus der Wissenschaft

Professorin Rotter machte gleich zu Beginn klar, dass Kreislaufwirtschaft mehr ist als nur Recycling. Neben der Vermeidung, der Wiederverwendung, der Verwertung und der Beseitigung von Abfällen spiele auch die Produktgestaltung und die Reduktion der gesamten Stoffmenge eine Rolle. Am Beispiel von Verpackungen aus Papier als Ersatz für Kunststoffe zeigte sie außerdem, dass der bloße Austausch von Materialien zur Herstellung häufig nicht zum Ziel beitrage, Treibhausgasemissionen einzusparen. Professor Letmathe ergänzte in seinem Vortrag, es gebe per se keine guten oder bösen Stoffe. So seien auch Kunststoffe sinnvoll und wertvoll, wenn man sie besser im Kreis führe. Der Fokus seines Impulses lag auf ökonomischen Trade-offs in der Kreislaufwirtschaft, die sich aus unterschiedlichen Interessen der Akteure in der Wertschöpfungskette ergeben und die zum Beispiel durch Anreize zur Technologieentwicklung überwunden werden könnten.


Die Perspektive der Wirtschaft

Philipp Kleemann von Beiersdorf verwies auf die Schwierigkeit, mit dem Widerspruch zwischen Aussagen und Handeln der Verbraucher:innen umzugehen. Häufig würde bei der Einführung von nachhaltigeren Produkten die Erfahrung gemacht, dass Konsument:innen entgegen allen Umfragen nicht dazu bereit seien, Gewohnheiten aufzugeben oder einen höheren Preis zu zahlen. Dr. Nina Fechler widmete sich Herausforderungen im Recycling. Eine der größten Aufgaben sei es, erforderliche Abfälle in ausreichender Qualität und Kontinuität zu bekommen, um daraus wieder hochwertige Materialien zu machen. Außerdem verwies sie darauf, dass recycelte Materialien zum Beispiel andere Färbungen aufwiesen, die Verbaucher:innen glauben ließen, es handele sich um minderwertige Qualität.


Ergebnisse der Workshops

Nach den Impulsen fanden sich die Studierenden in Workshops zu den Themen Konsum, Rohstoffe und Technologien ein. Bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse zeigte sich, dass sowohl Ideen ausgearbeitet als auch Zielkonflikte erkannt wurden. Im Hinblick auf Konsument:innen wurden Gewohnheiten als größte Hürde eingeordnet. Deshalb sei es Erfolg versprechend, Produkte bei der Stärkung ihrer Nachhaltigkeit im besten Fall optisch möglichst unverändert zu belassen. Bei Fragen des Rohstoffeinsatzes seien wiederum Zielkonflikte zu berücksichtigen, so etwa beim Einsatz nachwachsender Rohstoffe hinsichtlich der Nahrungsmittelversorgung. Der Workshop zum Thema Technologien richtete sein Augenmerk auf die Verbesserung von Sammlung und Sortierung. Neben technologischen Weiterentwicklungen helfen vor allem die Vereinheitlichung von Trennhinweisen und der Ausbau von Pfandsystemen, so die Vorschläge.

 

Diskussion der Ergebnisse

Im Anschluss diskutierten alle Teilnehmenden die Workshop-Ergebnisse, und die Expert:innen griffen Fragen der Studierenden auf. Dabei teilte Philipp Kleemann die Einschätzung der Studierenden und verwies auf Erfahrungen mit Konsumenten, die sich zum Beispiel nicht zu Wartezeiten an Nachfüllautomaten bereit erklärten. Nina Fechler unterstrich, dass es beim Recycling auf das Zusammenspiel unterschiedlicher Technologien ankomme. Außerdem brauche es zukünftig Lösungen wie das chemische Recycling für Abfälle, die bisher nicht recycelt werden können. Am Ende der Diskussion zeichnete sich ab, dass der Aufbau einer umfänglichen Kreislaufwirtschaft eine enorm komplexe Aufgabe ist, bei der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik gemeinsam gefordert sind.

 

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Mehr Informationen zum Weg der chemischen Industrie zur Klimaneutralität finden Sie hier.